Besser mit Müttern und Vätern

Erfolg in der Schule hängt vom Elternhaus ab. Aber dass sich Eltern mit Migrationshintergrund nicht für die Schule interessieren, widerlegt eine neue Studie.

Sobald Eltern ihr Kind an der Grundschule anmelden, werden sie eingeladen zum Elterngesprächskreis, der einmal im Monat stattfindet: Das Schulkonzept wird vorgestellt, sie erhalten Tipps, wie sie ihr Kind zu Hause am besten fördern können. Kurz vor der Einschulung unterzeichnen dann Schulleiter, Mutter und Vater ein Erziehungsversprechen, in dem steht, wofür sich die Schule verantwortlich fühlt und wofür die Eltern, zum Beispiel dass sie ihr Kind loben, wenn es sich angestrengt hat. So läuft es an manchen Grundschulen schon – und es scheint sich zu lohnen. 

Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration hat eine Studie mit dem Titel Eltern als Bildungspartner. Wie Beteiligung an Grundschulen gelingen kann veröffentlicht, für die Daten der Schulvergleichsstudien TIMSS und Iglu analysiert und zusätzlich Interviews mit Eltern und Experten geführt wurden. Der Standard für die Elternarbeit an deutschen Schulen ist demnach im internationalen Vergleich sehr hoch, wenn es um die Mitsprache der Eltern geht: An allen Grundschulen werden Elternsprecher gewählt, wirken Mütter und Väter in verschiedenen Gremien wie dem Schulrat mit oder organisieren Schulfeste. Außerdem werden sie an Elternabenden und Elternsprechtagen regelmäßig über den Stand der Klasse, aktuelle Planungen und die Leistungen ihres Kindes informiert.

Nicht so gut sind deutsche Schulen darin, Eltern mit Migrationshintergrund oder mit sozial benachteiligtem Hintergrund konkret zu unterstützen, ihren Kindern beim Lernen zu helfen. Die Eltern bekommen zum Beispiel zu selten Workshops mit Erziehungshilfen und Gesundheitstipps oder Materialien, die sie mit ihren Kindern bearbeiten können, um sie zu fördern. Besonders neu eingewanderte Menschen bräuchten außerdem mehr Hilfe, um das deutsche Schulsystem zu verstehen – und das, was von ihnen erwartet wird.  

Vorurteil 1: Die Ganztagsschule macht die Mithilfe der Eltern überflüssig

Ganztagsschulen sollen Eltern entlasten: sowohl die bildungsbeflissenen Väter und Mütter, die beide arbeiten, als auch die, die ihren Kindern nicht gut helfen können, weil sie zum Beispiel schlecht deutsch sprechen oder selbst ungebildet sind. Bieten Ganztagsschulen also nur deshalb bessere Chancen, weil der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder minimiert wird? Immerhin machen sie am Nachmittag nicht mehr die Hausaufgaben zu Hause, sondern üben den Stoff unter professioneller Aufsicht in der Schule.

Interessanterweise zeigt sich in der Studie Eltern als Bildungspartner, dass Mütter und Väter sich in rhythmisierten, also verpflichtenden Ganztagsschulen sogar mehr engagieren, unter anderem weil sie befürchten, sonst zu wenig zu erfahren. Die Schulen reagieren oft auch kreativer darauf als die Halbtagsschulen, wenn Eltern sich darüber beschweren. Sie führen zum Beispiel Befragungen durch. Sie laden Eltern und Kinder viel häufiger als vorgeschrieben zu Gesprächen ein, in denen die Lernziele sowohl mit den Kindern als auch mit den Eltern vereinbart werden. Es entstehen mit der Hilfe von Eltern Schulprojekte. Sozialarbeiter und Lehrer organisieren thematische Elternabende zu Erziehungs- oder Gesundheitsthemen oder Workshops für Eltern zum Thema Lernen oder zu spezifischen pädagogischen Fragen. Denn die Schulen sind durch die vielen Reformen auch unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck und wollen das Vertrauen der Eltern gewinnen, denen diese neue Form des Lernens nicht vertraut ist. Oft sind dort auch die Lehrer engagierter.

Einige Interviewpartner sagten auch, dass es leichter sei, die Eltern nachmittags zu erreichen, sie hätten eher Zeit zu hospitieren, mit dem Lehrer zu sprechen oder sogar eine AG zu betreuen als in der Halbtagsschule. Manche erzählen sogar, dass der Schulhof zu einem Treffpunkt für Eltern geworden sei, seit die Schule bis zum Nachmittag geöffnet ist. Besonders gilt das allerdings für die rhythmisierten Ganztagsschulen, die es noch selten gibt (gut 6 Prozent der Schulen). Die meisten Ganztagsschulen sind in Deutschland offene Ganztagsschulen: Manche Kinder bleiben am Nachmittag, andere nicht. Dadurch entsteht oft ein noch größerer Aufwand, die Eltern zu koordinieren.

Vorurteil 2: Eltern mit Migrationshintergrund engagieren sich nicht in der Schule

Viele Lehrer klagen, dass Mütter und Väter aus sozial benachteiligten Schichten oder mit Migrationshintergrund schwer zu erreichen sind und nicht zu Elternabenden kommen. Allerdings – besonders wenn beide, Vater und Mutter, eingewandert sind – verstehen sie oft gar nicht, was von ihnen erwartet wird. Andere fühlen sich respektlos behandelt oder trauen sich nicht zu, sich als Elternsprecher oder in andere schulische Gremien wählen zu lassen. Die Studie zeigt grundsätzlich: Die meisten Eltern engagieren sich ungern in den Gremien, auf Elternabenden und Freizeitveranstaltungen der Schule – dafür umso mehr, wenn es um den Lernerfolg ihrer Kinder geht. Das ist bei Migranten nicht anders als bei Deutschen. Und genau dort bieten die Schulen zu wenig an.

In den gebundenen Ganztagsschulen machen die Lehrer ganz andere Erfahrungen, das hat die Auswertung von TIMSS und Iglu ergeben – Eltern mit Migrationshintergrund engagieren sich dort nämlich besonders häufig. Eine Mutter bietet einen Nähmaschinenkurs als AG an, andere Eltern organisieren Elterncafés mit den Sozialarbeitern der Schule. Wenn sie mit ihren Fähigkeiten ernst genommen werden, kann das eine enorme Wirkung entfalten. Eltern glauben mehr an sich selbst: dass sie in der Schule etwas bewegen und dass sie ihren Kindern beim Lernen helfen können. Das hat viele positive Konsequenzen. Ganz praktische, weil das Kind nach einem Elternkurs einen Fahrradhelm aufsetzt. Aber auch langfristig ändert sich oft viel: Die Kommunikation mit den Lehrern wird besser, das Schulklima auch. Die Kinder sind stolz auf ihre Eltern, das Vertrauen in der Familie wächst, und sowohl Eltern als auch Kinder identifizieren sich mehr mit der Schule – was wiederum dazu führt, dass die Kinder lieber lernen.

All das kann allerdings umschlagen in das, wovor sich manche Lehrer fürchten. Eltern stellen plötzlich selbstbewusst Forderungen, die der Schule nicht gefallen, zum Beispiel, dass keine Kinder mit besonderem Förderbedarf aufgenommen werden sollen. Sie beschimpfen Lehrer, die sich ihrer Ansicht nach nicht genug engagieren, und schlagen so viele Projekte vor, dass sie keiner mehr umsetzen kann. 

Vorurteil 3: Lehrer sind arrogant und empfinden Elternarbeit als Einmischung

Wobei wir beim nächsten Vorurteil wären: Lehrer halten nicht viel von Elternarbeit. Tatsächlich zeigt die Studie: Wenn der Schulleiter und sein Team nicht überzeugt sind, funktioniert es nicht. Zumindest ein Drittel der Gymnasiallehrer empfindet die Mitarbeit von Eltern eher als lästig, weil sie sich einmischen, und weil die Lehrer von ihnen mehr Arbeit fürchten als Hilfe erwarten. Sie möchten sich lieber auf das Lernen mit den Kindern konzentrieren und den Eltern nur den Stand der Dinge mitteilen.

Das ändert sich oft dann, so zeigen die Erfahrungen aus den Interviews, wenn eine Schule die Hilfe der Eltern braucht, weil zum Beispiel die Lehrer nicht allein die Schulräume oder den Schulgarten neu gestalten können. Lehrer machen dann die Erfahrung, wie effektiv es sein kann, mit den Eltern ohne konkreten Anlass und auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen, statt immer erst dann, wenn es eine Krise gibt.

Es gibt aber auch organisatorische Gründe, die Lehrer und Schulleiter abschrecken: Oft fehlen die Ressourcen. Schulleiter müssen das Budget für Lehrerstunden umwidmen, um zum Beispiel ein Elterncafé zu finanzieren. Lehrer müssen freigestellt werden, um Zeit für die Eltern zu haben und den Kontakt zu anderen Partnern aus dem Stadtteil zu suchen. Es gibt zu wenige Schulsozialarbeiter, die die treibende Kraft für die Elternarbeit sein könnten. Oder Schulen müssen ihre Angebote von externen Partnern finanzieren lassen, was manchmal verhindert, dass sie langfristig bestehen bleiben. Die Autoren der Studie fordern deshalb, Elternarbeit als festen Bestandteil der Schulpolitik zu sehen und auch mit eigenen Budgets zu versehen.

Quelle: zeit.de

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